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WENDEN.   Verein soll medizinische Grundversorgung sichern
Noch ist nicht alles in trockenen Tüchern, aber der erste Schritt ist gemacht. Im Rahmen einer Infoveranstaltung zum Thema, Reanimation, Wiederbelebung und AEDs (Automatisierte Externen Defibrillator) am Mittwoch im Hotel Zeppenfeld legten Allgemeinmediziner Stefan Spieren und Reinhard Schönauer, Prokurist des Schönauer Personalservice in Wenden, den etwa 30 Anwesenden die Gründung eines Fördervereins für medizinische Versorgung und Gesundheit in der Gemeinde nahe.

Ziele sind die Förderung und der Ausbau einer innovativen medizinischen Grundversorgung. Der Verein wäre gemeinnützig und könnte Spenden entgegen nehmen. Die Vorteile für die Mitglieder: AED-Wartung, AED-Ersatzbeschaffung bei Diebstahl und Defekt, kurzfristiger Austausch von Verbrauchsmaterialien und Schulungen. „Der Verein soll für jeden zugänglich sein, die Ortsvorsteher sollten integriert werden. Durch Eigeninitiative lässt sich mehr erreichen. Wir müssen das im Großen sehen. Es ist eine Vernetzung. Wenn jeder sein Süppchen kocht, geht es nicht“, so Schönauer. Stefan Spieren sieht weitere Schulungen, AED`s für Sportplätze und Patienten-Taxis vor.

Beeindruckendes Engagement

Stefan Spieren lässt nicht locker. Seit der Allgemeinmediziner mit Praxis in Hünsborn im Jahr 2014 einen AED an seiner Praxis installierte, rührt er mit beeindruckendem Engagement die „Werbetrommel“ für eine flächendeckende Ausstattung in allen Orten mit den lebensrettenden Geräten. Die Früchte seines Einsatzes erntet Spieren langsam. Im November 2016 wurde der zweite öffentlich zugängliche AED in Wenden installiert. Mittlerweile sind es 16 derartige Geräte in der Gemeinde Wenden. „Jetzt haben wir eine vernünftige Versorgung“, bilanzierte Stefan Spieren am Mittwoch. 750 Menschen hat der Arzt bislang im Umgang mit den, wie er es nennt, „idiotensicheren“ Geräten, die jeder bedienen kann, geschult und 5 000 Wiederbelebungskarten verteilt. Diese Notfallkarten enthalten die wichtigsten Schritte: Prüfen, Rufen, Drücken. Soll heißen: Erst die Reaktion prüfen, dann die 112 wählen und mit der Druckmassage beginnen. Der Arzt dementierte dabei die Wiederbelebungskenntnisse, die beispielsweise beim Kurs zur Erlangung des Führerscheins vermittelt werden und machte deutlich: „Haben Sie keine Angst, drücken Sie fest und schnell und machen Sie sich keine Sorgen, dem Patienten eine Rippe zu brechen.“

Druckmassage 100 Mal pro Minute

Von Beatmung rät der Arzt ab und setzt auf Druckmassage, mindestens 100 Mal pro Minute. Seine Botschaft in Bezug auf die Defibrillatoren trägt Früchte, aber längst nicht überall und bei jedem. Der Respekt vor den Geräten, die wirklich mittels Sprachbotschaft jeden Schritt bei einem Patienten mit möglichem Herzstillstand vorgeben, ist teilweise groß. Die flächendeckende Ausstattung schreitet voran, aber die weißen Flecken auf der Karte der Gemeinde Wenden machen Stefan Spieren und auch Reinhard Schönauer Sorgen. Die Ortschaften Buchen/Huppen/Schwarzenbruch, Römershagen und Scheiderwald sind nicht mit einem AED ausgestattet. Hier solle die Politik in die Pflicht genommen werden, da einwohnermäßig kleine Ortschaften nicht in der Lage sind, die Anschaffungskosten zu tragen. Reinhard Schönauer, der zwei Defibrillatoren an seinem Wohnhaus in Hünsborn und an seiner Firma an der Hauptstraße in Wenden installierte, mahnte: „Leistungsträger sollten in der Lage sein, so ein Gerät anzuschaffen. Es ist wichtig und steuerlich absetzbar.“


WP Defibrilatoren 220917 HP

Mit einer Puppe und ihrem Baby erklären die Ärzte.   Foto: Nicole Voss, WP


Bericht erschienen in der Westfalenpost, 22.09.2017